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Im Gespräch mit Constantin Hartwig, Solist bei Tuba Concerto

SBO LU: Das Tuba Concerto von Vaughan Williams hat ja einen geradezu legendären Stellenwert und war eines der ersten großen Tubakonzerte überhaupt. Wie ist denn dein Verhältnis zu dem Werk? Was fasziniert dich daran?

Constantin Hartwig: Mein Verhältnis zu dem Werk ist tatsächlich zwiegespalten: Bei dem Konzert handelt es sich um unser Vorspielstück, mit dem wir uns bei einem Orchester um eine freie Stelle bewerben. Sich jahrelang mit demselben Stück zu beschäftigen kann langweilen und ich hatte zeitweise überhaupt keine Lust mehr darauf, doch in Konzerten spiele ich es tatsächlich sehr gerne, da es immer wieder Neues zu entdecken gibt und die Konzertsituation auch deutlich schöner ist als die Vorspielsituation im Bewerbungsverfahren.

 

SBO LU: Gerade letztes Jahr hast du das Tuba Concerto mit dem BBC Symphony Orchestra in der Royal Albert Hall bei den BBC Proms gespielt. Was war das für eine Erfahrung für dich, und – ganz profan – wie ist deine Tuba nach London gekommen?

Constantin Hartwig: Das war eine wirklich überwältigende Erfahrung! Die Tuba bekommt als Soloinstrument nicht so oft eine solche Bühne wie die Royal Albert Hall bei einem der größten Musikfestivals der Welt und da fühle ich mich wirklich in besonderem Maße geehrt, dass ich für das Konzert angefragt wurde. Das Konzerterlebnis und die Atmosphäre waren wunderschön und unvergesslich für mich. Und die Tuba saß neben mir im Flugzeug auf einem Extrasitz.

 

SBO LU: Nun spielst du das Concerto in deiner Heimat, der Pfalz, mit einem Orchester, in dem du vor vielen Jahren selbst mal mitgespielt hast. Wie fühlt sich das an, gerade im Vergleich nach so einer Erfahrung in London?

Constantin Hartwig: Im Vergleich gibt es für mich nicht allzu viele Unterschiede, da ich bei jedem Konzert versuche, mit den Orchestern und den Mitmusizierenden schöne Momente zu kreieren und ein schönes Konzert zu spielen. Natürlich war das Konzert bei den Proms ein sehr prominenter Rahmen mit Live-Übertragung, doch die Heimspiele sind für mich genau so besonders und schön, wenn man die vielen Freunde und die Familie im Publikum sitzen sieht.


SBO LU: Diese Woche warst du zum ersten Mal zur gemeinsamen Probe in Ludwigshafen. Wie war dein Eindruck? Und wie ist es, das Concerto mit einem (Amateur-)Blasorchester statt einem (Profi-)Sinfonieorchester zu spielen?

Constantin Hartwig: Es sind inzwischen über zehn Jahre vergangen, seit ich das letzte Mal mitgespielt habe. Bei der ersten Probe war ich ziemlich beeindruckt, welche Qualität das Orchester inzwischen erreicht hat, zumal das Konzert von V. Williams nicht leicht ist für das Orchester. Der wesentliche Unterschied liegt eher zwischen Blasorchester und Sinfonieorchester als zwischen Amateur und Profi. Ich muss klanglich anders gestalten, da im Blasorchester mehr Instrumente spielen, die mit der Klangfarbe der Tuba konkurrieren. Beim Sinfonieorchester ist es einfacher, mich im Vergleich zu den Streichern „hörbar” zu machen.

 

SBO LU: Und wie geht es für dich die nächste Zeit weiter? Hast du schon neue Pläne, über die du uns berichten kannst?

Constantin Hartwig: Nach unserem Konzert am Sonntag werde ich in aller Frühe wieder nach Dresden aufbrechen und dort für eine Weile an meinen Dienstplan an der Semperoper gebunden sein. In den nächsten Wochen stehen dann Opern von Puccini und Tschaikowsky auf dem Spielplan sowie eine Konzertreise nach China mit der „Alpensinfonie” und „Also sprach Zarathustra” von Richard Strauss.

Hier ein paar Eindrücke unserer ersten probe mit Constantin Hartwig:

Zur Person:

Constantin Hartwig, 1992 in Neustadt an der Weinstraße geboren, erhielt mit 13 Jahren den ersten Unterricht bei seinem Vater Rainer Hartwig. Ein Jahr später wechselte er zu Prof. Ralf Rudolph, bei dem er ein Jungstudium an der Hochschule für Musik Saar absolvierte, bevor er 2012 das reguläre Studium an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover bei Prof. Jens Bjørn-Larsen antrat.

Im Jahr 2016 wurde Constantin Hartwig sowohl als Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs als auch des Internationalen Aeolus Bläserwettbewerbs ausgezeichnet. Ein Jahr danach wurde seine Debüt-CD „Klischee ade” beim Label GENUIN veröffentlicht. Seitdem ist er europaweit als Solist mit Orchestern wie dem SWR Symphonieorchester, dem Beethoven Orchester Bonn, den Düsseldorfer Symphonikern und dem Krakow Philharmonic Orchestra in Konzertsälen wie dem Gewandhaus Leipzig oder der Tonhalle Düsseldorf aufgetreten. Internationale Beachtung fand sein Solokonzert bei den BBC Proms 2022, als er mit dem BBC Symphony Orchestra Ralph Vaughan Williams’ Tubakonzert in der Royal Albert Hall aufführte.

Seit 2022 ist Constantin Hartwig Solo-Tubist der Sächsischen Staatskapelle Dresden, nachdem er einen Zeitvertrag bei den Dortmunder Philharmonikern und Akademiestellen an der Bayerischen Staatsoper und der Sächsischen Staatskapelle Dresden hatte. Aushilfen führten ihn außerdem zu den Orchestern der Rundfunkanstalten des HR, des WDR, des BR, des RBB und den Opernhäusern in München, Berlin, Hamburg, Frankfurt, Düsseldorf und Duisburg.

Neben dem Triospiel im Tuba Trio „21meter60“ geht Constantin seiner Begeisterung für gepflegte Kammermusik als Mitglied des international ausgezeichneten Blechbläserquintetts „LJO-Brass” oder als regelmäßiger Gast bei „German Brass”, „Salaputia Brass” und dem „Blechbläserensemble Ludwig Güttler” nach. In seiner verbliebenen Zeit arrangiert er mit Leidenschaft für Blechbläserbesetzungen aller Art.