
Unser neuer musikalischer Leiter ab Herbst 2025: Jens Weismantel
Nach dreizehn Jahren als musikalischer Leiter des SBO LU gibt unser Dirigent Dorian Wagner bei unserem diesjährigen Konzert im Pfalzbau Forever Young sein Abschiedskonzert mit unserem Orchester. Doch unsere Zuhörer und Musiker können sich auch weiterhin auf spannende Konzertprojekte freuen, denn ein Nachfolger wurde bereits gefunden. Nach einem intensiven Ausschreibungs- und Auswahlverfahren fanden bereits Mitte März die Vordirigate mit fünf Kandidaten und dem gesamten Orchester statt. Wir freuen uns sehr, an dieser Stelle unseren neuen musikalischen Leiter ab Herbst 2025 bekanntzugeben: Jens Weismantel. Im Kurzinterview stellt er sich und seine bisherigen Tätigkeiten und Erfahrungen vor und verrät, welche Pläne er mit dem SBO LU hat.
Lieber Jens, unsere Freunde und Zuhörer sind sicher schon ganz gespannt darauf, dich kennenzulernen. Erzähl doch mal, wer du bist und was du machst.
Meine Leidenschaft ist schon seit meiner Jugend das Dirigieren von Blasorchestern. Ich bin als Sohn des Dirigenten des Musikvereins Oberndorf quasi im Festzelt groß geworden und habe mit 16 Jahren dann die erste Dirigenten-Ausbildung (C-Schein) gemacht und mit 19 Jahren mein erstes Vereinsblasorchester übernommen. Während meines Geologiestudiums absolvierte ich den B-Lehrgang in Leipzig und übernahm unter anderem mein Heimatorchester. Nach dem Diplom entschied ich mich dann Schulmusik zu studieren, da das Dirigieren doch immer mehr zu der Betätigung wurde, die ich wegen eines Berufs nicht aufgeben wollte. Im Jahr 2007 kam dann die Möglichkeit ein Konzept für eine Landesjugendblasorchester zu entwickeln und als musikalischer Leiter diesem Orchester vorzustehen. Ins selbe Jahr fällt die Gründung der Bläserphilharmonie Rhein-Main, die ursprünglich als einmaliges Projektorchester für ein Konzert mit Johan de Meij als Dirigent gedacht war, sich seitdem aber zu einem großen sinfonischen Klangkörper mit einem Projekt pro Jahr entwickelt hat. Als musikalischer Leiter dieser Ensembles habe ich mit vielen Komponisten zusammengearbeitet (Oscar Navarro, Thomas Doss, Otto M Schwarz, Thiemo Kraas, Jan van der Roost, Johan de Meij, Bart Piqeur, Hubert Hoche). Mit Rolf Rudin hat sich, auch durch unsere räumliche Nähe, eine besondere Freundschaft entwickelt, die auch zu einigen gemeinsamen Konzertprojekten führte. Seit zwei Jahren absolviere ich nun den Masterstudiengang Blasorchesterleitung in Mannheim bei Prof. Hermann Pallhuber, den ich voraussichtlich im September abschließen werde.
Mit der Bläserphilharmonie Rhein-Main und dem Landesjugendblasorchester Hessen bist du musikalischer Leiter von zwei hochkarätigen Projektorchestern, außerdem dirigierst du schon über zwanzig Jahre deinen Musikverein. An welche Erlebnisse erinnerst du dich besonders gerne, was waren deine Highlights?
Es ist wahnsinnig schwer, sich bei dieser Frage für einzelne Projekte zu entscheiden. Dieses Jahr war es ein besonderes Erlebnis, das Projekt „Zeitgenössische Musik trifft zeitgenössischen Tanz“ mit dem Landesjugendblasorchester Hessen und der Tanzkompanie „artodance“ zu entwickeln und aufzuführen. Aber nicht nur der hohe künstlerische Anspruch schafft positive Erinnerungen. Auch die Aufführung des „Concerto for Group“, einem Konzert für Blasorchester und Rockband von Deep Purple, mit dem Orchester aus Meerholz-Hailer und das Projekt „Blasmusik Will Rock You“ in vier Auflagen sind besondere Highlights, an die ich mich gerne erinnere.
Und ab Oktober übernimmst du die musikalische Leitung beim SBO LU. Was reizt dich an dieser neuen Aufgabe besonders?
Ich freue mich darauf, mit einem vollständig besetzten, großen sinfonischen Blasorchester in regelmäßigen Proben tolle neue Konzertprojekte zu erarbeiten. Das SBO LU hat eine lange Tradition, und ich hoffe, zu seiner Weiterentwicklung als Klangkörper beitragen zu können. Außerdem geht damit für mich der Wunsch in Erfüllung, außerhalb meiner Heimat Hessens eine dirigentische Aufgabe auszufüllen.
Sicher hast du auch schon Gedanken oder sogar Pläne für die ersten Konzerte mit dem SBO LU. Kannst du schon verraten, auf was sich die Musiker und Zuhörer freuen können?
Für die diesjährigen Weihnachtskonzerte entwickle ich gerade ein Programm mit dem Schwerpunkt „Gesungene Bläsermusik“ – so der Arbeitstitel. Die Idee kam mir durch das Instrument des Jahres 2025, die Stimme, und durch das Jubiläum des Credos der katholischen Liturgie. Die Instrumentalmusik orientiert sich immer wieder an dem natürlichsten Instrument, der Stimme, und so werden sehr klangvolle, cantable Werke der Bläserliteratur erklingen, die sich in ihrer Entstehung am Gesang orientieren. Konkrete Werke möchte ich erst verraten, wenn sie mit dem Orchester, den Orchestervertretern kommuniziert sind. Für das Konzert im Frühling im nächsten Jahr habe ich bisher zwei Ideen – beide orientieren sich an Filmmusik. Das Konzert im Pfalzbau wird sich auch nächstes Jahr am Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz orientieren: „Die Goldenen Zwanziger“. Das Konzertprogramm wird also einerseits den Überschwang aber auch das drohende Unheil dieses Jahrzehnts beleuchten.
Hinter den Ideen für neue Programme und Konzerte steht sicher auch eine allgemeinere Vision für das Orchester. Welche Akzente wirst du für die Weiterentwicklung des SBO LU setzen und was bedeutet das vielleicht auch für unsere Probenarbeit? Was ist dir für ein gelungenes Zusammenspiel im Orchester, aber auch zwischen Dirigent und Orchester besonders wichtig?
Die Arbeit mit einem Orchester setzt ein großes Vertrauensverhältnis zwischen den beteiligten Menschen voraus. Ich setze mir das Ziel ein verlässlicher Probenleiter und Konzertdirigent zu sein. Die Arbeit am Orchesterklang, die Präzision bei technisch und rhythmisch anspruchsvollen Werken und das emotionale Musizieren, sind Aspekte, an denen immer gearbeitet werden muss. Ich möchte eine Probenatmosphäre schaffen, in der das möglich ist und in der alle Beteiligten an der Entwicklung des Orchesters mitarbeiten möchten. A und O ist dabei eine sehr gute Probenbeteiligung. Die bestehenden Strukturen mit den drei großen Zielen im Jahr und den Satzproben, die zur Vorbereitung gehören, erscheinen mir dabei sehr gut etabliert zu sein.
Im September schließt du dein Masterstudium im Fach Blasorchesterleitung an der Musikhochschule Mannheim ab. Was hat dir das Studium bei deiner langen Erfahrung gegeben, wie waren deine Eindrücke?
Für mich ist eines der höchsten Ziele eine stetige Entwicklung als Dirigent, als Pädagoge, als Musiker und als Mensch überhaupt. Das Studium in Mannheim hat mich geerdet, mir Impulse gebracht eingefahrene Wege zu hinterfragen und andere Wege zielstrebig weiterzugehen. Als Dirigent kann man in vielen Beobachtungen von anderen Dirigenten und anderen Orchestern stetig lernen und sich weiterentwickeln. Das ist eine ganz tolle Eigenschaft des „Dirigentseins“. Während des Studiums habe ich viele Orchester, viele Dirigenten und Studienkollegen kennengelernt, die mir neue Impulse gegeben haben. Mit Professor Pallhuber als Lehrer habe ich einen sehr wertschätzenden Menschen kennengelernt, dessen Erfahrungen und Verbesserungsideen mir sehr geholfen haben, mich weiterzuentwickeln.
Wenn du nicht gerade selbst dirigierst, welche Musik hörst du privat?
Das reicht von klassischen Werken (gerne zum Beispiel Beethoven, Strawinsky, Debussy) über A Capella Gesang (King Singers, Maybebop) bis zu Gebläserock (Blood Sweat and Tears oder Chicago). Aber natürlich auch viele große Werke der sinfonischen Blasmusik höre ich regelmäßig.
Nun haben wir ja gehört, dass du aus Hessen kommst. Die Pfalz tickt anders – vor allem wenn’s ums Trinken geht. Wie mischst du denn deine Schorle?
Ich trinke am liebsten Wein pur (aktuell Riesling und Lugana) und eine Flasche mit sehr spritzigem Wasser parallel. Wenn es eine Schorle sein soll, dann Apfelwein, oder Saft; immer mit spritzigem Wasser und etwa halb/halb, es muss prickeln!
Vielen Dank, Jens. Wir freuen uns schon auf die Zusammenarbeit und unsere ersten gemeinsamen Konzertprojekte!